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Auch der Kinderchor der Ringkirche beteiligte sich an der Musik- und Filmschau, mit der das Wiesbadener Dekanat 400 Besuchern in der Marktkirche die Reformen der vergangenen fünf Jahre darzustellen versuchte.
Foto: wita/Uwe Stotz

 

 

Die Reformbilanz als Schau-Spiel

Dekan Heinemann: "Menschen sind der Reichtum der Kirche, nicht Zahlen"

Vom 18.04.2005
 
Von Stefan Weiller

WIESBADEN Ein Motto des Abends lautete: "Kirche bei den Menschen" - ein typischer Pfarrersatz, wie ZDF-Moderator Michael Opoczynski im Gespräch mit Dekan Hans-Martin Heinemann bemerkte. Das war zu Beginn des Festprogramms in der Marktkirche. Es galt Bilanz zu ziehen, über die Reformen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die auch im Dekanat Wiesbaden in den vergangenen fünf Jahren für manche Veränderung sorgten. 2000 wurde das derzeitige Dekanat Wiesbaden aus ursprünglich drei Dekanaten gebildet.

Aus drei mach´ eins - dieser Anspruch brachte zahlreiche organisatorische und praktische Herausforderungen mit sich: Wie kriegt man 93000 Kirchenmitglieder, 43 Gemeinden der Bezirke Wiesbaden-Mitte, Rheingau und Wallau, rund 80 Pfarrer und noch mehr verschiedene Meinungen und Wünsche unter einen Hut? Zunächst indem man die Gemeinsamkeiten hervorhebt - so jedenfalls vermittelte es die Dramaturgie des Abends, an dem die "Stationen der Herausforderung" veranschaulicht wurden. Zuerst kamen per Video Kinder zu Wort, die dem Publikum ein Rätsel aufgaben: Da ist so ´ne goldene Schüssel und davon wird man nass - was ist das? Die Taufe als Beginn der Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft war die richtige Antwort - und zugleich das verbindende Element aller Akteure.

Was dann aus einem Christenleben werden kann, zeigten weitere Teilnehmer der Veranstaltung. Eine erlesene Auswahl von haupt- und ehrenamtlichen Frauen und Männern der evangelischen Kirche in Wiesbaden stellte sich in Interviews, Filmeinspielungen und Beiträgen vor. Der Kinderchor der Ringkirche entzückte, die Kantorei der Bergkirche überzeugte und der Gospelchor "Xang" begeisterte die Zuhörer. Mit diesen Repräsentanten bewies die Kirche einmal mehr ihre kulturgebende Funktion. Dass darüber hinaus der soziale Auftrag erstgenommen und kreativ umgesetzt wird, zeigte unter anderem Pfarrer Andreas Mann. Er leistet als Notfallseelsorger bei Schicksalsschlägen, wie Unfällen oder Tod erste Hilfe für die Seele. Begleitung in der Altenseelsorge bietet Benedict Schneider nach Feierabend. Mann und Schneider sind zwei Beispiele von vielen.

Trotz der Tatkraft dieser Menschen und trotz der Inspiration durch die Worte der Bibel, aus der das Theater "Traumfänger" im Laufe des Abends einige Passagen vortrug, wenden sich etliche Menschen von der Kirche ab. Auch Belinda Vogt-Schnabel hat sich eines Tages zum Kirchenaustritt entschlossen - und wieder zurück gefunden. "Ein Gespräch in der Wiedereintrittstelle in der Schwalbacher Straße 6, dann einfach eine Unterschrift unter ein Formular - schon war ich wieder dabei." Und Heinemann betont: "Der Reichtum der Kirche sind die Menschen - nicht die Zahlen."